Dauerausstellung - Heimatmuseum Weissach und Flacht

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Daueraustellung
Geschichte
 
Bis heute

Flacht und Weissach gehen auf merowingische Siedlungen (5. bis 8.  Jahrhundert) zurück. Im Hochmittelalter fielen sie an das Kloster  Maulbronn und mit diesem 1512 an Würtenberg. Die neue Herrschaft brachte  kurz darauf den evangelischen Glauben und die Schulpflicht, später  Verbesserungen in der Landwirtschaft und die Ablösung der Grundabgaben.
Die nationalsozialistische Ära unterschied sich hier nicht von der  im übrigen Deutschen Reich. Auch die Weissacher pflanzten eine  Hitler-Linde. Friedrich Georg Alle war von 1937 bis 1945 in Haft, meist  im Konzentrationslager Dachau, weil er seine kommunistische Überzeugung  äußerte. Die einzigen jüdischen Weissacher, die Familie Zloczower,  wurden in Riga ermordet; seit 2008 erinnern Stolpersteine an sie.  Dagegen beherbergte die Pfarrfamilie Mörike während des Zweiten  Weltkrieges Juden unter falschen Namen und rettete ihnen so das Leben.  Otto Mörike organisierte auch die Weitterreise zu anderen mutigen  Gastgebern. Nach Kriegsende schützte er die Frauen vor Vergewaltigungen  durch französische Soldaten und versuchte, seine männlichen  Gemeindeglieder vor Kriegsgefangenschaft zu bewahren.

Weissach war seit dem Wiederaufbau nach dem Brand 1791 ein Dorf mit  kleinstädtischen Gepräge. Erst im 20. Jahrhundert veränderte es wie  Flacht sein Ortsbild noch einmal grundlegend durch die Verdolung des  Strudelbaches, den Abbruch alter Bauernhöfe und die Errichtung neuer  Gebäude und Wohnsiedlungen. Modernisierungen auf allen Gebieten fanden  statt; nur gegen den hier geplanten Großflughafen Stuttgart wehrte man  sich 1970 erfolgreich. Das kleinere Flacht und das größere Weissach  stehen nicht erst seit dem Zusammenschluss im Rahmen der Gemeindeform  1971 in Beziehung. So gewährten sie sich früher unter anderem  gegenseitig Weiderechte, was nicht immer friedlich abging ...
Geschichte
 
Kriege und Krankheiten

Zwischen dem Beginn des Dreißigjährigen Kriegs 1618 und dem Ende des  Zweiten Weltkriegs 1945 war Württemberg von allen kriegerischen  Ausein-andersetzungen auf mitteleuropäischem Boden  betroffen.Durchziehende Truppen brandschatzten, plünderten, töteten,  vergewaltigten und zerstörten. Gleichzeitig musste die Bevölkerung für  deren Unterhalt aufkommen. Hunger und Seuchen, herumstreunende Bettler  und erbitterte Kämpfe waren die Folge. Bis ins 19. Jahrhundert suchten  die Flachter Zuflucht im Wald oder hinter den Stadtmauern von Leonberg.  Die Weissacher verschanzten sich auf ihren befestigten Kirchhof, aber  1963 drangen die Franzosen selbst dort ein. Im Zweiten Weltkrieg wurden  beide Orte durch Luftangriffe und den Einmarsch französischer Soldaten  zum Kriegsschauplatz,  kamen jedoch vergleichsweise glimpflich davon.  Selbstverständlich mussten die Dörfer auch Soldaten stellen. So kehrte  von neun Weissachern, die 1812 mit Napoleon nach Russland zogen, nur  einer zurück. 93 Hiesige fielen im Ersten, 148 im Zweiten Weltkrieg.
Todbrigend waren darüber hinaus in Kriegs- wie auch in  Friedenszeiten Seuchen. 1575 erlagen in Flacht 75 Menschen in fünf  Monaten der Pest. In Weissach starben in den beiden darauffolgenden  Jahren 92 von rund 500 Einwohnern an der Epidemie, 1596/97 sogar 114.  1626 und 1635 brach die Pest erneut aus. 1798 und 1802 grassierten in  Weissach eine Pocken- und eine Masernepidemie, die zum Tod von  Erwachsenen und Kindern führten. Daneben gab es auch im Heckengäu eine  hohe Sterblichkeit bei Säuglingen, Kleinkindern und Müttern im Kindbett.  Weitere häufige Todesursachen waren Unfälle nach Stürzen von Bäumen  oder Wagen, aber auch Angriffe des Gemeinde- Farren. (Stier, der die  Kühe besamte). Der damals noch tief verankerte christliche Glaube an die  Auferstehung half, den Verlust der Angehörigen zu ertragen und sich vor  dem eigenen Tod nicht zu fürchten.












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Feuer und Wasser
 
Freund und Feind

Je mehr Einwohner Weissach hatte, desto knapper wurde in trockenen  Sommern das Wasser aus den  durch Grundwasser und den Strudelbach  gespeisten Brunnen. Deswegen beschloss die Gemeinde 1884, das  Quellgebiet des „Heiligen Brunnen“ in Flacht zu kaufen, um von dort eine  Leitung zu legen. Aber die Flachter verhinderten dies. 20 Jahre später  nahm Weissach das Projekt wieder in Angriff. Dieses Mal setzten die  Flachter die Wasserfrage als Druckmittel ein, um eine Station der  geplanten Strohgäubahn zwischen Flacht und Weissach durchzusetzen. Am  Ende bekam Flacht keinen Bahnhof und Weissach musste seine  Wasserversorgung auf eigener Markung bauen. Dagegen schleppten die  Flachter Frauen noch bis 1922 das Wasser für den täglichen Bedarf von  Brunnen ins Haus. Nun erhielt das Dorf auch eine  Wasserversorgungsanlage- auf dem Gebiet, dass man Weissach verweigert  hatte. Hochwasser und Überschwemmungen richteten oft Schäden an.

Offene Feuerstellen zum Kochen und Heizen und offenes Licht  entfachten früher in den engen, in Holzbauweise errichteten Dörfern  verheerende Brände. Während dann eine Löschkette vom Brunnen zum  Brandrand gebildet wurde, holte der Feuerreiter Hilfe aus den  Nachbarorten. Vorsicht war jedoch der beste Brandschutz: Der  Feuerbeseher kontrollierte regelmäßig, ob in den Häusern Brennbares  nicht zu nah an der Feuerstelle stand. 1726 brannten in Weissach 30  Häuser ab, 1791 sogar 104. Der Wiederaufbau erfolgte nun aus  Sicherheitsgründen in rechteckigen Blöcken mit breiten Straßen.  Fortschritte im Löschwesen brachten Pumpen und Hydrantenwagen, die  Wasserversorgung, Elektrizität und Gas sowie die Gründung der  Freiwilligen Feuerwehr, 1876 in Weissach, 1887 in Flacht.








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Unterwegs - Wanderungen
Auswandern
Seit 1774 sind fast 900 Flachter und Weissacher ausgewandert, die  meisten nach Nordamerika. Sie gingen aber auch nach Frankreich, Polen,  Ungarn und in die Schweiz. Hauptanlass war die hiesige Armut.

Einwandern
Häufig waren und sind Weissach und Flacht aber auch Endpunkt der  Auswanderung von Menschen aus anderen Ländern. So siedelten sich nach  dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) Schweizer in den stark  entsiedelten Dörfern an. 1945/46 kamen Deutsche aus der damaligen  Tschechoslowakei, Ungarn und Polen hierher, die in der Folge des  Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs  ihre Heimat verlassen  mussten. Vom Flüchtlingslager Malmsheim aus wurden 400 von ihnen  Weissach zugewiesen und 238 Flacht. Sie wurden zunächst in beiden  Festhallen untergebracht und bei den Einheimischen einquatiert. Trotz  der Reserviertheit der Hiesigen gegenüber den Zugezogenen gelang es  diesen sich einzugliedern und hier heimisch zu werden, z. B. indem sie  in Sportvereine gingen. Die nächsten Ankömmlinge waren 1961  italinienische Gastarbeiter, denen Jugoslawen, Türken, Portugiesen und  Griechen folgten. Seit 1990 nimmt Weissach Asylbewerber auf. Solange  über ihren Antrag nicht entschieden ist, haben sie kaum Kontakt zu den  Einheimischen.

Mobilität
Die 1906 eröffnete Strohgäubahn zwischen Korntal und Weissach  brachte der Region einen Mobilitätsschub. Der Transportaufwand für  Material und Waren reduzierte sich. Es war nun viel leichter möglich,  hier zu wohnen und außerhalb seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Mit  der flächendeckenden Motorisierung des Straßenverkehrs nach dem Zweiten  Weltkrieg verlor die Bahn jedoch an Bedeutung. Die nahe Autobahn ist  heute die bevorzugte Verkehrssache für Personen und Güter. Demnächst  wird die Strohgäubahn deswegen nur noch zwischen Korntal und Hemmingen  verkehren.







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Daheim
 
Wohnen

Um 1900 schauten die Bauern dem Bürgertum das
Wohnzimmer mit repräsentativem Mobiliar und Wandschmuck ab. Die  „gute Stube“ wurde nur sonntags beheizt und bewohnt, etwa indem sich die  Familie nach dem Kirchgang dort lesend und singend weiter mit dem  Glauben beschäftigte. In ganz Württemberg verbreitet war die  pietistische Lithografie vom breiten und vom schmalen Weg, welche die  Folgen eines sündhaften bzw. gottgefälligen Lebenswandels anschaulich  illustriert.
Charlotte Luise Reihlen, geb. Göz, die von 1808 bis 1823 als  Pfarrtochter in Weissach lebte, entwarf das Bild. Später gründete sie  das erste Mädchengymnasium in Stuttgart und die Kinderkirche.
Zur Zimmereinrichtung gehörte auch ein Tisch mit Bank und Stühlen,  denn in früheren Zeiten war die Wohn- auch Arbeitsstube und wurde  täglich genutzt. Hauptsächlich die Frauen webten, nähten, spannen und  strickten hier. Sie stellten ihre Aussteuer her und erledigten  Heimarbeiten, so im 19. Jahrhundert für eine Calwer Wollfabrik. Auch  mancher Handwerker arbeitete in der Stube. Um 1900 verlagerte sich der  Alltag in die Küche, wo der Herd Wärme spendete. Alle anderen Kammern im  Haus waren unbeheizt. Hier war es nur im Bett warm – oder beim Vieh im  Stall, der sich im Erdgeschoss unter den Wohnräumen befand. Die Tiere  mussten morgens und abends versorgt werden.
Der Raum, der im Museum mit Flachter Mobiliar als  bäuerliche  Wohnstube eingerichtet ist, war 1910 eine Schlafkammer der  Lehrerfamilie. Diese hatte eine große Wohnung mit drei weiteren größeren  Zimmern rechts davon, die heute zu einem Museumsraum zusammengefasst  sind.
Bienen, Wald, Schafe
Bienen
Öffentliche Beachtung erlangte die Imkerei hier erst, als der  Imkermeister und Fachberater Franz Lampeitl 1974 ein jährliches Treffen  mit Vorträgen und Vorführungen von Experten, den Weissacher Imkertag,  ins Leben rief. Er erfand auch das Bienen-Rennen: Jeden Juli werden beim  Flachter- Bienenwiesenfest die „Rennbienen“ farbig markiert und beim  Startschuss losgelassen. Siegerin ist diejenige, die zuerst ihren etwa  500 Meter entfernten Stock wieder erreicht. Wer auf die richtige Biene  und Zeit gesetzt hat, gewinnt zwei Gläser Honig.

Wald
Früher durften die Hiesigen an zwei Waldtagen dürre Äste als  Brennholz und Laub als Streu für den Stall im Gemeindewald holen; auch  Bau- und Flickholz bekamen sie.  Im Winter bot der Wald Bauern und  Bäuerinnen eine wichtige Verdienstmöglichkeit. Die Männer fällten die  Bäume, die Frauen entasteten sie.

Schafe
Da der Boden des Heckengäus als Acker wie als Wiese nur bedingt  geeignet war, kam seiner Nutzung als anspruchslosere Schafsweide große  Bedeutung zu. Ein Gemeindeschäfer war für die Herde zuständig. Schäfer  galten wegen ihrer einsamen Lebensweise mit Hund und Schafen als  Sonderlinge. Ihre besonderen tiermedizinischen Kenntnisse wandte man  zuweilen auch bei Menschen an. Einen Gemeindeschäfer gibt es längst  nicht mehr, aber die Schafzucht nimmt wieder zu, da Lammfleisch und  Wolle mehr nachgefragt werden. Die Schäferei dient heutzutage aber, so  wie andere Zweige der Landwirtschaft auch, vor allem der  Landschaftspflege. Deswegen wird sie vom Land, Bund und der EU  subventioniert.
Feld und Vieh
Bevor die hiesigen Äcker bestellt werden konnten, mussten die Steine aufgelesen werden. Sie wurden am Feldrand Zu Riegeln aufgeschichtet, auf denen dann Hecken wuchsen. Ihnen verdankt die Landschaft den Namen Heckengäu. Sie stehen heute unter Naturschutz und sind Heimat seltener Vogel- und Pflanzenarten.

Feldarbeit

Die Flachter verdingten sich im nahen Münchingen, weil dort im milderen Srohgäu das Getreide früher reif war. Danach brachten sie ihre eigene Ernte ein. Hier wie da waren Fruchternte und Dreschen die wichtigste und härteste Arbeit im Jahr. Frauen und Kinder folgten dem Schnitter und breiteten die Stängel in „Sammelten“ zum Trocknen aus. Danach wurden diese zu Garben gebunden, auf großen Leiterwagen heimgefahren und abgeladen. Beim Dreschen im Winter schlug man die Körner aus den Ähren, putzte sie und ließ sie in der Mühle mahlen. Heutzutage wandern sie dank des Mähdreschers schon auf dem Feld in den Getreidewagen. Neben Frucht und Kartoffeln wurden Mohn für die Ölgewinnung, Zucker und Futterrüben („Angersche“) sowie Kohl angebaut. Äpfel und Birnen wurden vorwiegend zu Saft und Most (mit Wasser verdünnter vergorener Saft) gepresst; es gab auch wenige Weinberge.

Viehzucht

Zum Viehbestand gehörten Rinder. Allerdings gaben die Kühe wenig Milch, weil sie auch als Zugtiere eingesetzt wurden. Pferde hatten wenige. Außerdem wurden Schweine und Hühner gehalten, für den Eigenbedarf und zum Handel. Bevorzugtes Viehfutter war Heu. Dazu wurden Gras und Blumen im Morgengrauen gemäht, solange sie noch feucht waren, denn dann ließen sie sich am besten schneiden. In den folgenden Tagen wurde das Heu gewendet und ausgebreitet, bis es trocken war und eingebracht werden konnte.
Handel und Freizeit
Seit 1865 wurde in Weissach dreimal im Jahr ein Vieh- und Krämermarkt abgehalten; letzterer findet bis heute statt. Die Bauern hatten den Markt beantragt, weil ihr Vieh auf den Märkten in Calw, Pforzheim und Vaihingen „ermattet ankommt, wodurch den Verkäufern bedeutender ...Nachtheil entsteht“. Sie konnten auf dem Markt nicht nur ihre Tiere verkaufen, sondern bezogen dort auch Zuchtvieh aus dem Ausland (z.B. Tirol) von Händlern, die den Markt - ab 1906 mit der Strohgäubahn - beschickten. Die Bäuerinnen belieferten die auswärtigen Märkte zu Fuß mit Obst, Gemüse und Eiern. Den Bedarf an Waren, die man nicht selbst herstellte, deckten neben den Krämermärkten Hausierer und seit 1852 auch ortsansässige Läden. Im weiteren Sinne gehörte im 19. Jahrhundert auch der Schmuggel aus Baden zum Handel. Die Weissacher Hauptstraße ist bis heute eine Geschäftsstraße. Ein über 130 Jahre alter traditioneller Gemischtwarenladen verkauft Bücher, Geschirr, Lebensmittel, Schreibwaren und Uhren. Das ehemalige Kino (1954 mit 248 Plätzen erbaut) wurde 1968 zum ersten Weissacher Supermarkt.

Einst sah das Freizeitvergnügen junger Leute so aus: Die Mädchen trafen sich abends beim „Lichtkarz“  zur Handarbeit an ihrer Aussteuer. Dabei unterhielten die Jungen sie mit Singen und Scherzen. Die Wirtschaften (1852 in Flacht zwei, in Weissach drei) waren beliebte Treffpunkte, u.a. zum Kartenspiel. Zum Tanz bedurfte es der oberamtlichen Genehmigung. Das Sonntagsvergnügen bestand in Wanderungen zu auswärtigen Gaststätten. Mit der Gründung der Männergesangvereine
1857 und 1858 begann die organisierte Freizeit. Sport- und andere Vereine folgten. Von 1932 bis 1939 unterhielt ein Privatmann im Steinwaschbecken des Weissacher Steinbruchs ein Schwimmbad.  Seit der Nachkriegszeit hat sich das Freizeitangebot ständig erweitert.
Handwerk
Jahrhundertelang war die von der ganzen Familie betriebenen Landwirtschaft der Haupterwerb auf dem Dorf. Daneben übten einige Bauern ein Handwerk aus und deckten so den örtlichen Bedarf. Zunächst war das Handwerk ein Nebenerwerb. Während die Alltagskleidung selbst genäht wurde, gab man die „Sonndichskleider“ beim Schneider oder der Näherin in Auftrag. Das Schuhwerk war stark beansprucht, weil fast alle Wege zu Fuß zurückgelegt wurden. Deswegen gab es viele Schuhmacher. Bevor um 1840 öffentliche Backhäuser gebaut wurden, ließen die Frauen ihren selbstgemachten Teig beim Bäcker backen. Sonntags kaufte man bei ihm Brezeln. Gabeln, Schaufeln, Rechen, andere Werkzeuge und Töpfe kamen als Einzelanfertigung vom Schmied oder Schlosser. Heute sind Motorisierte Universalwerkzeuge und Maschinen an die Stelle der handgearbeiteten Werkzeuge getreten. Eine Ziegelei in Flacht (1700 bezeugt) und mehrere Steinbrüche in Weissach lieferten Baumaterial; Maurer und Zimmerleute errichteten Häuser und Scheunen. Mangels an Bedarf an Produkten wie Pferde- und Kuhgeschirr, Räder, Fässer und Gölten gibt es hier keine Sattler, Küfer und Wagner mehr. Das Berufsbild anderer Handwerker hat sich stark verändert, dennoch bestehen einige Betriebe hier seit dem 19. Jahrhundert. Mit dem zunehmenden Angebot industriell gefertigter Produkte seit den 1880er Jahren  waren die Handwerker nur noch zum Flicken und Reparieren gefragt, dies jedoch häufig. Denn weggeworfen wurde nur, was gar nicht mehr auszubessern war.











Glaube
Evangelische Gemeinden
Die mittelalterlichen Kirchengebäude beider Ortsteile sind Wehrkirchen, also von hohen Mauern umgeben, hinter denen die Bevölkerung im Krieg Schutz fand. Die Weissacher Kirchenburg hat einen separaten Turm und Gaden (Keller), in denen noch heute Vorräte gelagert werden. Innerhalb der Mauern steht auch das so genannte Herrenhaus, einst ein Fruchtspeicher. Als im Jahr 1534 der würtembergische Herzog den evangelischen Glauben annahm, mussten es ihm seine Untertanen gleich tun, so auch die Weissacher und Flachter. Das neue, auf Martin Luther zurückgehende Glaubensbekenntnis ist nüchtern: Allein Gottes Wort und dessen Verkündigung sind wichtig, prunkvolle Zeremonien gibt es ebenso wenig wie prächtig ausgestattete Kirchen. 1852 wird berichtet, dass viele Flachter „streng pietistisch“ seien und „eine ziemliche Anzahl“ sich zur Swedenborgschen Lehre bekenne. Der Pietismus verbreitete sich seit dem 18. Jahrhundert in ganz Würtemberg und kann vereinfachend als strengere Variante des evangelischen Glaubens innerhalb der Kirche beschrieben werden. Der Naturwissenschaftler Emanuel Swedenborg (1688-1772) dagegen deutete Träume, sprach mit Engeln, besaß Sehergaben und lehnte die Amtskirche ab. Der Flachter Pfarrersohn Immanuel Tafel ( 1796- 1863), selbst Theologe und später Philosophieprofessor an der Universität Tübingen, übersetzte Swedensborgs Werke ins Deutsche und gründete 1848 in Cannstatt die erste staatlich anerkannte deutsche Gemeinde der „Neuen Kirche“. Heute wird das evangelische Leben Weissachs und Flachts wesentlich von den Pietisten und den 1899 bzw. 1912 gegründeten Ortsgruppen des missionarisch und musisch- sportlich aktiven CVJM ( Christlicher Verein junger Menschen) geprägt. Seit den 1990er Jahren veranstalten die beiden evangelischen Gemeinden mit der methodistischen und der katholischen Gemeinde gemeinsame Gottesdienste und andere ökumenische Zusammentreffen.
Handwerk
Jahrhundertelang war die von der ganzen Familie betriebenen Landwirtschaft der Haupterwerb auf dem Dorf. Daneben übten einige Bauern ein Handwerk aus und deckten so den örtlichen Bedarf. Zunächst war das Handwerk ein Nebenerwerb. Während die Alltagskleidung selbst genäht wurde, gab man die „Sonndichskleider“ beim Schneider oder der Näherin in Auftrag. Das Schuhwerk war stark beansprucht, weil fast alle Wege zu Fuß zurückgelegt wurden. Deswegen gab es viele Schuhmacher. Bevor um 1840 öffentliche Backhäuser gebaut wurden, ließen die Frauen ihren selbstgemachten Teig beim Bäcker backen. Sonntags kaufte man bei ihm Brezeln. Gabeln, Schaufeln, Rechen, andere Werkzeuge und Töpfe kamen als Einzelanfertigung vom Schmied oder Schlosser. Heute sind Motorisierte Universalwerkzeuge und Maschinen an die Stelle der handgearbeiteten Werkzeuge getreten. Eine Ziegelei in Flacht (1700 bezeugt) und mehrere Steinbrüche in Weissach lieferten Baumaterial; Maurer und Zimmerleute errichteten Häuser und Scheunen. Mangels an Bedarf an Produkten wie Pferde- und Kuhgeschirr, Räder, Fässer und Gölten gibt es hier keine Sattler, Küfer und Wagner mehr. Das Berufsbild anderer Handwerker hat sich stark verändert, dennoch bestehen einige Betriebe hier seit dem 19. Jahrhundert. Mit dem zunehmenden Angebot industriell gefertigter Produkte seit den 1880er Jahren  waren die Handwerker nur noch zum Flicken und Reparieren gefragt, dies jedoch häufig. Denn weggeworfen wurde nur, was gar nicht mehr auszubessern war.











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Industrie

Schuhe

In der ersten, 1903 von den Brüdern Carl und Friedrich Seutter gebauten Fabrik in Weissach wurden Schuhe produziert. Als Zweiter nahm 1920 der „Ochsen- Köhl“ die Schuhfabrikation auf, mit 53 Arbeitern über der gleichnamigen Wirtschaft. Durch Friedrich Seutters Umzug nach Weilimdorf schrumpfte der Weissacher Betrieb. Köhl dagegen vergrößerte sich und übernahm 1937 das Seuttersche Gebäude. 20 Jahre später wurde seine Firma liquidiert. Carl Seutter junior stellte von 1947 bis 1967 unter dem Namen ESWE (Seutter Weissach) Haus- und Leinenschuhe, und weltweit exportierte technische Lederwaren (Dichtungen etc.) her.

Strümpfe

Als 1906 die Strohgäubahn ihren Betrieb aufnahm, eröffnete die Renninger Mechanische Strumpfwarenfabrik Robert Kern einen Standort mit über 100, vor allem weiblichen, Beschäftigten in der Nähe des Weissacher Bahnhofs. Schon 1955 stieg die Firma in die Strumpfhosenproduktion ein. In den 1960ern wurden Kern-Socken von Teilnehmern an Himalaja- u.a. Expiditionen oder von Winterolympioniken hoch geschätzt. 1972 stellte die Firma, die zuvor immer auf zeitlose Qualität gesetzt hatte, hochmodische Hotpants her. Trotzdem musste man 1973 aufgeben. Bis 1984 nutzte der Reißverschlusshersteller Ruhrmann das Gebäude, seit 2009 ist es Jugend- und Kulturzentrum.

Stühle

Die 1850 gegründete Drechslerei Kilpper ist heute eine erfolgreiche Stuhlfabrik mit 30 Mitarbeitern. Alle fünf Inhaber des familiengeführten Unternehmens bildeten sich im Ausland und z. T.  auch künstlerisch weiter. Immer wieder passte die Firma ihre  Produktion an den Kundenbedarf an. Zunächst drechselte Kilpper Spinnräder, dann reich verzierte Möbel, Holzwaren für den Haushalt, Klavierstühle und schlichtes Kunstgewerbe. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Teewagen und Kleinmöbel beliebt. Seit diese nicht mehr „gehen“, stellt Klipper hochwertige Klappstühle und – Tische sowie stapelbare Stühle für öffentliche Gebäude im In- und Ausland her.









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Sonntag, 14-17 Uhr
In den Schulferien geschlossen.
Nach Absprache auch unter der Woche möglich.
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